Allerheiligen ist ein christlicher Gedenktag für die Verstorbenen. In den katholischen Kantonen der Schweiz ist Allerheiligen auch ein gesetzlicher Feiertag.

Auch in vielen historisch katholisch geprägten Ländern ist Allerheiligen ein Feiertag. Besonders intensiv und farbenfroh wird der «Dia de los muertos» (Tag der Toten) in Mexiko gefeiert: mit Umzügen, Tänzen und Totenkopfbemalungen. Überhaupt scheinen sich alle Kulturen und religiösen Traditionen auf je individuelle Weise mit dem Totengedenken auseinander zu setzen.

Das Schweizer Radio SRF hat diesen November auch mehrere Sendungen produziert, die sich mit dem Umgang mit dem Tod, dem eigenen Sterben und der Trauer um Verstorbene auseinandergesetzt haben.

An Allerheiligen gedenkt man schon seit dem 4. Jahrhundert «allen Heiligen», also allen Verstorbenen, die vor Gott heilig sind, unabhängig davon ob sie von einer Kirche offiziell heiliggesprochen wurden. Es war ursprünglich das Gedenken an die Märtyrer, die wegen ihres christlichen Glaubens umgebracht wurden und nun, so die Vorstellung, im Himmel ihren friedlichen und ehrenhaften Platz fanden in der wahren Fülle des Lebens.

Ursprünglich feierten die Gläubigen der orthodoxen Kirchen das Fest am ersten Sonntag nach Pfingsten. Heute wird in den lateinischen Westkirchen Allerheiligen zu Beginn des Winters und des keltischen Jahres gefeiert, nämlich am 1. November. Für die katholische Tradition ist Allerheiligen bis heute ein wichtiger Feiertag. Viele Angehörige begeben sich zum Friedhof und zünden auf den Gräbern Lichter an.

Die lateinische Westkirche kennt seit etwa 1000 Jahren zusätzlich das Fest «Allerseelen». Dieses wird am darauffolgenden Tag, am 2. November gefeiert. Hier werden besonders der Schmerz und die Trauer ausgedrückt, die der Verlust eines nahestehenden Menschen auslöst.

Da unsere Gesellschaft den Tod eher verdrängt und gerne an Profis auslagert, ein wohltuender und wichtiger Kontrapunkt. Da Allerheiligen und Allerseelen für die reformierte Theologie eher schwierige theologische Konnotationen hat (etwa an das Fegefeuer erinnert), sei hier auf den sehr differenzierten historischen und theologischen Beitrag des katholischen Theologen und Wiener Professors Jan-Heiner Tück verwiesen: https://www.katholisch.at/standpunkt/tueck/allerheiligen-allerseelen

Die Reformierten in der Schweiz begehen das Totengedenken am Ewigkeitssonntag (oder Totensonntag). Es ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres unmittelbar vor dem 1. Advent. Dieses Jahr fällt der Ewigkeitssonntag auf den 22. November. In den Gottesdiensten der

reformierten Kirche wird am Ewigkeitssonntag aller im Verlaufe des Kirchenjahres verstorbenen Menschen gedacht. Häufig werden dabei Kerzen entzündet und den Angehörigen wird Trost zugesprochen. Es wird auf das Licht Christi verwiesen und die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten, wie es auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekannt wird. Am Schluss des Apostolischen Glaubensbekenntnis steht: «Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.»

Und schliesslich für alle, die sich fragen, was es mit Halloween auf sich hat: Am Vorabend von Allerheiligen, dem 31. Oktober, wird in den Vereinigten Staaten und unter dessen auch in manchen  Ländern Europas Halloween begangen. Das Wort Halloween leitet sich aus der englischen Bezeichnung «All Hallows Eve», dem liturgischen Vorabend von Allerheiligen, ab. In der heutigen, aus Nordamerika zurückgekommenen Form hat es eine kommerzialisierte und säkularisierte Form angenommen. Vielleicht gerade deswegen wird Halloween auch in der Schweiz immer beliebter.

Tabitha Walther – ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog

Hinweis für eine Veranstaltung mit Themenbezug:
Apokalypse: Hoffnung auf Auferstehung oder «Fahrplan für den Weltuntergang»?