Das Motiv der Himmelfahrt ist nichts genuin Christliches. Es kommt in verschiedenen Mythen und in unterschiedlichen religiösen Traditionen vor: Da ist etwa Herakles in der antiken Erzählung der Griechen (lateinisch Herkules), der im Zuge von Liebesverstrickungen stirbt, auf den Olymp entrückt wird und wie die Götter Unsterblichkeit erlangt. Die Römer erzählten sich das Ende von Romulus ebenfalls als Himmelfahrt: Nach einer Sonnenfinsternis wird er in einer schwarzen Wolke von Mars in den Himmel entrückt – vor den Augen Vieler.

Aus der jüdischen Tradition und dem christlich Ersten oder Alten Testament ist die Geschichte von Elijahs Himmelfahrt bekannt. Elijah ist nach Mose der wohl wichtigste Prophet im Judentum. Neben dem biblischen Henoch (Gen 5,24) erzählte man sich Selbiges ab dem 1. Jahrhundert vor Christus auch von Mose und später auch von Jesaja.

Der Koran wiederum spricht von zwei Männern, den beiden vielleicht wichtigsten Propheten in der muslimischen Tradition, die leiblich in den Himmel gefahren sind: Da ist einmal «ʿĪsā ibn Maryam», Jesus, der Sohn der Maria und andererseits Mohammed. Von Mohammed heisst es in der Sure über „Die nächtliche Reise“, er sei nicht gestorben, sondern „Gott hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben.“ Nach einigen Koraninterpretationen ist übrigens auch Isa bin Maryam nicht gestorben, sondern als Lebendiger in den Himmel aufgenommen worden.

Das Christentum schliesslich kennt die Himmelfahrt Christi nach Jesu Tod und Auferstehung – die orthodoxen und katholischen Kirchen feiern auch die Himmelfahrt der Maria, der Mutter Jesu. Und die apokryphen Schriften ergänzen die Himmelfahrt von Simon Petrus, einem der ersten jüdischen Jünger Jesu, dem Gott die Schlüssel zum Himmelreich übergeben habe.

All diesen Traditionen ist das Motiv gemeinsam, dass eine religiös wichtige Figur leiblich ins Jenseits gelangt.

Im Zweiten oder Neuen Testament findet sich das Zeugnis von Christi Himmelfahrt (oder «Auffahrt», wie es in der reformierten Tradition heisst) vor den Toren Jerusalems (Apg 1,1-11): Lukas, der Evangelist, erzählt diese Geschehnisse gleich am Anfang der Apostelgeschichte.

Auffahrt wird immer vierzig Tage nach Ostern gefeiert und zehn Tage vor Pfingsten. Sie fällt deshalb immer auf einen Donnerstag. In der Schweiz ist Auffahrt ein Feiertag. In diesem Jahr fällt sie auf den Donnerstag, den 26. Mai 2022.

Tabitha Walther  – ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog