Chanukka bedeutet auf Hebräisch «Einweihung» und ist der Name des achttägigen jüdischen Lichterfests. Es fällt in die christliche Advents- und Weihnachtszeit. Es wird weltweit von ungefähr 13 Millionen Menschen gefeiert. In der Schweiz feiern es circa 18’000 Menschen.

An was erinnert Chanukka? Das Chanukkafest erinnert an die Wiedereinweihung des 2. Jüdischen Tempels im Jahr 164 v. Chr. sowie an das Öl-Wunder bei der Rückeroberung des Tempels durch die Makkabäer.

Wie wird Chanukka gefeiert?

Chanukka unterscheidet sich von anderen jüdischen Festen – wie zum Beispiel Pessach oder Sukkot – insofern, als dass ein konkreter historischer Rückbezug in der nachbiblischen Zeit möglich ist. Zudem ist es arm an Bräuchen, da wenig überliefert wurde. Der Beginn des Festes ist der 25. Kislew im jüdischen Kalender. Während den acht Tagen, in denen das Fest andauert, wird am Tag der Arbeitsalltag beibehalten, nur am Abend nach Sonnenuntergang werden die Chanukkalichter in Form von Öllämpchen oder Kerzen im Beisein der Familie von links nach rechts angezündet. Der Abend markiert einen Ruhepunkt. Einerseits wird in der Synagoge beim Gottesdienst das Hallel, ein Lob- und Dankgebet gesprochen, andererseits wird traditionellerweise im Kreis der Familie zusammen gegessen, Spiele gespielt und Geschichten erzählt, währenddem die Chanukkalichter brennen. Im Rahmen des Festes werden auch Geschenke oder Geld verteilt, was durch den Einfluss von Weihnachten vor allem Einzug ins europäische, also aschkenasische Judentum erhielt. Typische Speisen sind in Öl gebackene Speisen, wie zum Beispiel der Berliner oder Latkes, eine Art Kartoffelpuffer. Typisch ist das Kreiselspiel, sowie Kartenspiele. Auf dem Kreisel («Dreidel» oder auf Jiddisch «Trendel») sind vier hebräische Buchstaben abgebildet: Nun, Gimmel, Hei und Schin. Diese stehen für die Wörter «Nes gadol haia scham», was übersetzt bedeutet: Ein grosses Wunder geschah dort. In Israel ersetzt der Buchstabe Pei das Schin. Das Pei steht für «po», was «hier» bedeutet. Dieser Satz bezieht sich auf das Wunder von Chanukka, als das kleine Ölkrüglein Licht für acht Tage im zerstörten Tempel erleuchten liess. Das Süssgebäck «Berliner» heisst auf Hebräisch «Sufgania». Die Wortherkunft kommt vom hebräischen Verb «lisfog», was übersetzt «aufsaugen» bedeutet. Die Speise hat das Öl aufgesogen und wird so zum symbolträchtigen Zeichen an Chanukka.

Die Entstehung der Festlegende

Die Entstehungsgeschichte des Festes ist historisch klar. Wie jedoch Chanukka gefeiert wurde, ist unklar. Als Quellen dienen die Bücher der Makkabäer, die jedoch wenig Informationen über die Durchführung oder die Riten des Festes enthalten. Erst der babylonische Talmud beschäftigt sich im 5. Jahrhundert n. Chr. mit den Chanukka-Lichtern. Mit anderen Worten: Die jüdische Literatur entwickelte erst 600 Jahre nach der Tempelweihe die Festlegende von Chanukka.

«Als die Hasmonäer den Tempel betraten, stellten sie fest, dass das Öl, welches man zum Entzünden des grossen Leuchters (Menora) im Tempel benötigte, entweiht worden war. Sie durchsuchten das gesamte Heiligtum, fanden jedoch nur ein kleines Krüglein reinen Öls mit dem Siegel des letzten legitimen Hohepriesters. Dieses war unversehrt geblieben, reichte jedoch nur für einen Tag. Dennoch entzündeten die Hasmonäer die Menora und es ereignete sich ein Wunder: Der Leuchter brannte genau jene acht Tage lang, die man zur Herstellung neuen Öls brauchte» (bSchab 21bff. zit. nach: Galley 2003: 107).

Im Unterschied zu anderen jüdischen Festen, gibt es bei Chanukka kein reiches oder üppiges Ritual. Im Zentrum steht das Anzünden der acht Lichter auf dem Chanukkaleuchter («Chanukkia»). Es hat acht Lichter für jeden Tag, an dem das Öllämpchen im Tempel leuchtete. Das 9. Licht ist der Diener («Schamasch»), mit dem man die anderen Lichter anzündet. Bis ins 19. Jahrhundert gab es zwei verschiedene Interpretationsarten der Bedeutung von Chanukka. Es gab einerseits eine religiöse Interpretation, die auf das Öl-Wunder im Tempel fokussierte, andererseits eine politische Interpretation, welche die Siege der Hasmonäer betonte. Letztere wurde mit dem Erstarken des Zionismus immer wichtiger und bekam mit der Einwanderung von Jüdinnen und Juden nach Palästina eine aktuelle Bedeutung.

Nadine Sharon – ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog

Quelle: Galley, Susanne, Das jüdische Jahr. Feste, Gedenk- und Feiertage, München 2003.