Mit dem Ende des Sommers beginnt mit Rosh Hashana und Jom Kippur die Saison der hohen jüdischen Feiertage.

Rosh Hashana – wörtlich übersetzt der «Kopf des Monats» ist das jüdische Neujahrsfest. Im Gegensatz zu den meisten anderen jüdischen Feiertagen dauert Rosh Hashana nicht einen, sondern ganze zwei Tage. Dies hat historische Gründe. Der jüdische Kalender folgt dem Mondzyklus. Um sicher zu gehen, dass dieses wichtige Fest am richtigen Tag gefeiert wird, entschlossen die Gelehrten damals kurzerhand Rosh Hashana zwei Tage lang zu feiern.

Wie bei den meisten jüdischen Feiertagen spielt das gemeinsame Essen eine wichtige Rolle. Die vielen Speisen, die aufgetischt werden, haben oft auch symbolischen Charakter. Während am Shabbat das Challah-Brot als Zopf gebacken wird, serviert man an Rosh Hashana ein rundes Gebäck. Dieses steht symbolisch für den ewigen Kreis des Lebens. Zudem werden Apfelstücke in Honig getaucht, der so süss sein soll wie das neue Jahr. Der Granatapfel steht mit seinen vielen Kernen für die Anzahl der Segnungen, die wir im neuen Jahr erhalten sollen. Gleichzeitig stehen sie auch symbolisch für die 613 Gebote der Torah.

Neben dem gemeinsamen Essen mit Familie und Freunden ist Rosh Hashana die Zeit des Rückblicks. Einerseits sollen die erreichten Meilensteine anerkannt und gefeiert werden. Vor allem aber dient diese Zeit der Bitte um Vergebung für individuelle und kollektive Sünden des letzten Jahres. Ein wichtiges Ritual ist dabei das Ertönen des Shofar-Horns, dessen lauter Ton die Anwesenden an die Allmächtigkeit Gottes erinnert und als letzter Weckruf dient, sich mit dem vergangenen Jahr auseinander zu setzen und um Verzeihung zu bitten.

Dem jüdischen Neujahrstag folgt eine zehntägige Busszeit – eine Phase des In-sich-Gehens, des Rückblicks und der Reflektion. Während dieser Zeit sollen sich alle Menschen versöhnen, alte Streitigkeiten beiseitelegen und sich für begangene Fehltritte entschuldigen. Die zehn Tage enden mit Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nach jüdischer Tradition entscheidet Gott an diesem Tag über das Schicksal jedes einzelnen Menschen. Viele Jüdinnen und Juden verbringen diesen Tag fastend in der Synagoge. Das Fasten dient dabei nicht als Strafe, sondern hilft, den Fokus auf das Wesentliche zu richten. Das gemeinsame Fastenbrechen am Abend markiert das Ende des Festtages.

Dina Wyler – Im Auftrag vom ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog